September 19, 2024

Intensivpflege - eine Leitfaden

Intensivpfle - Definition und komplette Leitfaden


Autor:
IHM Experten-Team
Intensivpflege-Team bei IHM
Inhaltsverzeichnis

Wenn ein Mensch lebensbedrohlich erkrankt, bedarf er einer speziellen Pflege. Sollte er kontinuierlich beatmet oder seine Vitalwerte überwacht werden müssen, spricht man von Intensivpflege. Es ist nicht zwingend erforderlich, dass Ihr betroffener Angehöriger im Krankenhaus verbleibt. Mit fachkundiger Betreuung kann er auch im häuslichen Umfeld versorgt werden.

Erfahren Sie in diesem Leitfaden, wie die außerklinische Intensivpflege finanziert wird und wer für die Kosten aufkommt.

Definition: Ambulante Intensivpflege

Die Intensivpflege stellt eine kontinuierliche Versorgung rund um die Uhr von Personen mit lebensbedrohlichen oder lebensverkürzenden Krankheiten dar. Wenn diese Versorgung außerhalb eines Krankenhauses oder einer klinischen Einrichtung stattfindet, wird sie vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) als außerklinische Intensivpflege bezeichnet. Die Patienten werden entweder zu Hause, in einer betreuten Wohngemeinschaft oder in einer spezialisierten Pflegeeinrichtung betreut.

Das Ziel der außerklinischen Intensivpflege besteht darin, dem Patienten eine maßgeschneiderte und erstklassige Versorgung zu bieten, während er in seiner vertrauten Umgebung verweilt. Hierfür kommen speziell geschulte Pflegekräfte und medizinisches Fachpersonal zum Einsatz, um die notwendige Überwachung, Behandlung und Betreuung zu gewährleisten.

Varianten der Intensivpflege

Die medizinische Betreuung von erkrankten Personen in Deutschland orientiert sich am Grundsatz "ambulant vor stationär". Diese Gesundheitspolitik entspricht dem Wunsch vieler Menschen, trotz Pflegebedürftigkeit in ihrer vertrauten Umgebung bleiben zu können.

Des Weiteren besteht die Option, Patienten mit einem hohen Bedarf an medizinischer Pflege außerhalb einer medizinischen Einrichtung in einer Wohngruppe zu versorgen.

Ambulante Intensivpflege im häuslichen Umfeld

Die Betreuung eines schwerkranken Menschen in seinem Zuhause durch eine Pflegefachkraft wird als 1:1-Intensivpflege bezeichnet, da sich eine Pflegekraft ausschließlich um einen Patienten kümmert.

Um diesen Ansprüchen gerecht zu werden, ist qualifiziertes Pflegepersonal erforderlich, das eine dreijährige Ausbildung zur examinierten Pflegefachkraft abgeschlossen hat. Darüber hinaus sollten die Pflegekräfte in der ambulanten Intensivpflege regelmäßig an Fortbildungen teilnehmen, die Themen wie "Reanimation", "außerklinische Beatmung" oder "Erste Hilfe" umfassen. Idealerweise verfügen sie zudem über eine Zusatzqualifikation, beispielsweise als Fachpflegekraft für Anästhesie und Intensivpflege.

Es empfiehlt sich in erster Linie, sich an Ihre Krankenversicherung zu wenden. Bei gesetzlich Versicherten werden ausschließlich die Aufwendungen für Pflegedienste übernommen, die einen Versorgungsvertrag mit der Krankenversicherung abgeschlossen haben. Diese wird Ihnen einen geeigneten Intensivpflegedienst empfehlen.

Tipp: Persönliches Budget

Ein faszinierendes Konzept ist das Persönliche Budget, das insbesondere in der Kinderintensivpflege häufig Anwendung findet. Durch das Persönliche Budget wird ein selbstbestimmtes Leben, Inklusion und Teilhabe ermöglicht, indem der individuelle Bedarf ermittelt und vollständig von den Kostenträgern übernommen wird. Es stellt eine Alternative zum Pflegedienst dar und funktioniert gewissermaßen wie ein Arbeitgebermodell, bei dem die pflegebedürftige Person die Verantwortung für die Organisation ihrer Pflege übernimmt.

Schon gewusst?

Anpassung des Wohnraums an die Bedürfnisse der Pflegebedürftigen.

Wenn Sie sich dazu entschließen, Ihre Angehörigen zu Hause zu pflegen, ist es ratsam, über barrierefreies Wohnen nachzudenken. Mit einem anerkannten Pflegegrad können Sie von der Pflegekasse einen Zuschuss von bis zu 4.000 Euro für die Anpassung des Wohnraums erhalten. Sollte noch kein Pflegegrad vorhanden sein, nutzen Sie unsere Pflegeberatung.

Ambulante Intensivpflege in einer Wohngruppe

Es ist nicht immer realisierbar, die Betreuung eines schwer kranken Familienmitglieds, das auf Intensivpflege angewiesen ist, zu Hause sicherzustellen. In solchen Fällen können Wohngemeinschaften, die vorwiegend aus Intensivpatienten bestehen, eine sinnvolle Alternative darstellen. Sie gewährleisten Schwerstpflegebedürftigen eine fachkundige Betreuung in einer gemütlichen Umgebung.

Ein Beispiel hierfür sind die sogenannten Beatmungs-Wohngemeinschaften, in denen mehrere Patienten, die auf Beatmung angewiesen sind, gemeinsam untergebracht sind. In solchen Einrichtungen wird in der Regel eine Betreuungsperson für zwei bis maximal drei Patienten eingesetzt. Dieser Betreuungsschlüssel wird üblicherweise auch in Pflegeheimen angewendet.

Intensivpflege in der Pflegeeinrichtung

Es gibt spezialisierte Einrichtungen, die sich auf die Intensivpflege konzentrieren, sowie Altenpflegeheime mit entsprechenden Abteilungen. Diese Institutionen kümmern sich um die Betreuung von schwer kranken Patienten außerhalb eines Krankenhauses.

Häufig stellt die Unterbringung eines Familienmitglieds in einem Pflegeheim eine temporäre Lösung dar, die den Übergang zwischen einem Krankenhausaufenthalt und der ambulanten Intensivpflege zu Hause oder in einer Wohngemeinschaft ermöglicht.

Ambulante Intensivpflege - Ein Überblick über die angebotenen Leistungen

Die Anforderungen an eine ambulante Intensivpflege sind vielschichtig und erfordern eine individuelle Abstimmung. Es ist ratsam, bei der Suche nach einer passenden Lösung sicherzustellen, dass spezifische Leistungen abgedeckt sind.

Zu den erforderlichen Maßnahmen zählen beispielsweise die folgenden:

  • Überwachung des Gesundheitszustands und Durchführung von notwendigen Interventionen, z.B. Reanimation
  • Fachgerechte Bedienung medizintechnischer Geräte, darunter: Infusions- und Spritzenpumpen, Beatmungsgeräte, Überwachungseinrichtungen
  • Durchführung von medizinischen Maßnahmen, wie: Injektionen und Infusionen verabreichen
  • Wundbehandlung
  • Anlegen von Blasenkathetern und Magensonden
  • Pflege und Management von Tracheostomata, einschließlich Absaugen
  • Körperpflege für Patienten
  • Unterstützung bei der Mobilisation und speziellen Lagerung von Patienten
  • Anleitung und Unterstützung für Angehörige der Patienten

Wichtige Information:

Erlangen Sie eine fundierte Ausbildung!

Die Intensivpflege erfordert von sowohl pflegenden Angehörigen als auch Pflegefachkräften ein hohes Maß an Engagement. Um eine erfolgreiche häusliche Intensivpflege zu gewährleisten, sind verschiedene Schulungen und Fortbildungen unerlässlich. Pflegekassen stellen kostenfreie Pflegekurse für Angehörige zur Verfügung.

Intensivpflege-Optionen auf einen Blick

Daheim, in einer betreuten Wohngemeinschaft oder in einer Pflegeeinrichtung – welche Option ist für Sie die optimale? Wir haben die Vor- und Nachteile übersichtlich für Sie zusammengestellt.

Vorteile Nachteile Kostenübernahme
Zu Hause Persönliches Ambiente
Einzelpflege nach dem 1:1-Konzept
Rund um die Uhr, 7 Tage die Woche
Starke Beanspruchung der Familienmitglieder
Aufwändige Koordination
Leistungen von Kranken- und Pflegeversicherung, möglicher Selbstbeitrag
Wohngruppe Wohnliche Atmosphäre
Optimierter Betreuungsschlüssel (1:2 bis 1:3)
Wohnung ohne Barrieren
Durchgehend, jeden Tag
Ablehnung der Angehörigenbelastung
Zusätzliche Ausgaben (Miete, Essen)
Wegstrecke für Familienmitglieder
Leistungen von Kranken- und Pflegeversicherung, möglicher Selbstbeitrag
Pflegeheim Vor-Ort-Therapieangebote
Behindertengerechte Ausstattung
Rund-um-die-Uhr-Betreuung
Entlastung für Familienangehörige
Betreuungsverhältnis weniger günstig (1:3 oder schlechter)
Wegstrecke für Besucher
Pflegeversicherung und Zuzahlung (abhängig vom Serviceangebot)

Für wen eignet sich eine außerklinische Intensivpflege?

Außerklinische Intensivpflege eignet sich für verschiedene Patientengruppen, darunter:

  • Personen mit Lähmungserscheinungen, einschließlich Querschnittslähmung
  • Menschen im apallischen Zustand (Wachkoma)
  • Individuen, die an fortgeschrittenen Krebserkrankungen leiden
  • Patienten, die Schädel-Hirn-Traumata oder andere ernsthafte neurologische Störungen erlitten haben, einschließlich solcher, die zu Bewusstlosigkeit oder Koma führen
  • Personen mit Herzrhythmusstörungen oder mit Problemen im Flüssigkeits-, Elektrolyt-, Säure-Basen-Haushalt
  • Schwerstpflegebedürftige Kinder, die an lebensbedrohlichen Erkrankungen oder Behinderungen leiden
  • Beatmungspflichtige Patienten, beispielsweise solche mit chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD), oder Personen mit respiratorischer Insuffizienz

Besonderheit: Heimbeatmung

In der ambulanten Intensivpflege existiert ein spezifischer Bereich, der als Heimbeatmung bekannt ist und häufig auch als außerklinische Beatmung bezeichnet wird. Dies betrifft Patienten, die entweder stundenweise oder kontinuierlich beatmet werden müssen.

Die vorrangige Aufgabe des Intensivpflegedienstes für zuhause liegt darin, den Gesundheitszustand und die Beatmung des Pflegebedürftigen zu überwachen. Darüber hinaus dient er als Unterstützung für pflegende Angehörige und gewährleistet, dass diese im Bedarfsfall die Beatmungstechnik und das entsprechende Zubehör sachgemäß handhaben können.

Wichtige Information

Notfallregister: Wenn Sie in einer Notsituation spezielle Unterstützung benötigen

Eine Notfall-Evakuierung stellt für Personen, die auf technische Geräte angewiesen sind, eine äußerst kritische Lage dar. Selbst ein Stromausfall kann schnell lebensbedrohlich werden. Das Notfallregister erfasst daher Informationen über solche Betroffene. Diese Daten können von den Behörden und Leitstellen im Ernstfall genutzt werden, um besser vorbereitet zu sein. 

Leitfaden: Heimische Intensivpflege-Einrichtung

Planen Sie eine häusliche Pflege für ein ernsthaft erkranktes Familienmitglied? Nutzen Sie diesen Leitfaden, um sich optimal vorzubereiten:

  • Haben Sie den Pflegegrad Ihres Angehörigen feststellen lassen?
  • Verfügen Sie über einen vertrauenswürdigen und sachkundigen Pflegedienst?
  • Ist es notwendig, Anpassungen in Ihrem Zuhause vorzunehmen, wie beispielsweise die Installation eines behindertengerechten Badezimmers, die Erweiterung von Türöffnungen oder ähnliche Maßnahmen? Bei Vorliegen eines Pflegegrades kann die Pflegeversicherung bis zu 4.000 Euro für wohnraumverbessernde Maßnahmen beisteuern.
  • Welche medizinischen Geräte sind erforderlich? Dazu zählen möglicherweise Beatmungsmaschinen, Trachealkanülen und Absaugvorrichtungen, deren Kosten in der Regel von der Krankenversicherung getragen werden. Auch für die dadurch entstehenden Stromkosten können Sie eine Erstattung erhalten.
  • Welche Hilfsmittel werden benötigt? Abhängig vom Pflegebedarf könnten ein Rollstuhl, spezielle Matratzen, ein Krankenbett, Patientenlifter, Lagerungskissen, Rampen, Badhilfen und vieles mehr erforderlich sein. Diese werden in der Regel von der Krankenversicherung finanziert, sofern sie ärztlich verordnet sind.
  • Erhalten Sie Pflegehilfsmittel zum Verbrauch für die Pflege? Hierzu zählen Artikel wie Einweghandschuhe, Mundschutz, Desinfektionsmittel für Oberflächen und Hände sowie Bettschutzeinlagen. Die Pflegeversicherung unterstützt dies mit einem Zuschuss von 40 Euro monatlich

Bedenken Sie die umfassenden Anforderungen, die auf Sie zukommen werden. Kontaktieren Sie uns gerne, um professionelle Unterstützung zu erhalten.